Müssen Christen die Zehn Gebote halten und das „Gesetz des Mose“?

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Viele Christen glauben heute, man brauche die Zehn Gebote nicht mehr zu halten. Andere, die an den Zehn Geboten festhalten, sind der Auffassung, daß das alttestamentliche „Gesetz des Mose“ heute nicht mehr verbindlich ist!

Lassen Sie uns zunächst einige Schriftstellen in Bezug auf das geistliche Gesetz Gottes untersuchen, das in den Zehn Geboten zusammengefaßt ist. Sodann werden wir der Frage nachgehen, ob, und inwieweit, das „Gesetz des Mose“ heute für Christen noch Gültigkeit hat.

Der vollkommenste Gesetzeskodex, der je der Menschheit gegeben wurde, ist Gottes perfektes geistliches Gesetz (Römer 7,14) -die Zehn Gebote (Jakobus 2,11-12). Aller Kummer, alles Leid der Menschheit, sind das direkte Ergebnis davon, daß der Mensch Gottes „vollkommenes Gesetz der Freiheit“ (Jakobus 1,25) gebrochen hat.

Als der allmächtige Gott am Berg Sinai sein „königliches Gesetz“ (Jakobus 2, 8) verkündete, gab er nicht ZEHN VORSCHLÄGE! Vielmehr verkündete er Zehn GEBOTE (2.Mose 20) in der vollen Absicht, daß sein geistliches Gesetz (das manchmal als moralisches oder ethisches Gesetz bezeichnet wird) eines Tages als ein universelles Gesetz von der ganzen Menschheit gehalten werden sollte (4.Mose 15,15-16; Jesaja 2,3). Diese Zehn Gebote werden manchmal der Dekalog genannt.

Viele Christen versuchen heute, diesen perfekten Gesetzeskodex, den Gott den Menschen vor fast 3500 Jahren gegeben hat, herabzusetzen oder sogar zu eliminieren.

Adolf Hitler sagte einmal: „Der Fluch vom Berg Sinai… Das ist es, wogegen wir (die Nazis) kämpfen… Gegen die sogenannten Zehn Gebote, gegen die kämpfen wir“ (zitiert von Dr. Herman Rauschning, Vorwort, Die Zehn Gebote).

Der Vater der protestantischen Reformation, Martin Luther, beschrieb einmal eine Einstellung, mit der auch heute noch viele Christen Gottes Gesetz betrachten: „Ich habe diesen gerechten Gott nicht geliebt, tatsächlich habe ich ihn gehaßt…, denn ich war entrüstet über ihn und sagte: ‚Als wäre es noch nicht genug für Gott, daß armselige Sünder mit allerlei Unglück durch das Gesetz der Zehn Gebote unterdrückt werden…!‘ So tobte ich mit einem grimmigen und aufgewühlten Gewissen…“ (Encyclopedia Britannica, Ausgabe 1970, Bd. 14). Viele religiöse Leute betrachten Gottes Gebote als „die schrecklichen Zehn“!

Ein sorgfältiges Lesen des Neuen Testaments offenbart jedoch, daß sowohl Christus als auch seine Apostel an das geistliche Gesetz Gottes, die Zehn Gebote, glaubten, es aufrechterhielten und in jeder Weise ehrten (Matthäus 19, 16-19).

Paulus‘ Einstellung gegenüber den Zehn Geboten

Was lehrte Paulus, der Apostel für die Heiden, in Bezug auf das Gesetz Gottes? Sagte er, es sei für Christen nicht nötig, das geistliche Gesetz, die Zehn Gebote, zu halten?

Viele Theologen sind über Paulus‘ Einstellung zum Gesetz verwirrt. Die allgemeine Vorstellung von Paulus‘ Schriften ist, daß Paulus „Antinomier“ war – d.h., gegen das Gesetz. Wir lesen über die Antinomier: „Christen sind durch die Gnade von der Verpflichtung entbunden, das moralische Gesetz zu befolgen. Diese Einstellung wurde Paulus von seinen Gegnern zugeschrieben (Römer 3,8) und von vielen der gnostischen Sekten vertreten, die befürworteten, daß, weil Materie in so krassem Gegensatz zu Geist steht, physische Handlungen keinen Unterschied machten. Diese Lehre lebte in der Reformation wieder auf, als Folge von Luthers Lehre der Rechtfertigung durch den Glauben“ (The Oxford Encyclopedic English Dictionary, „Antinomier“, S. 57).

Der Apostel Petrus, der um 60 n.Chr. schrieb, machte deutlich, daß gnostische Irrlehrer zu seiner Zeit Paulus‘ Schriften verdrehten: „…wie auch unser lieber Bruder Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, euch geschrieben hat. Davon redet er in allen Briefen, in denen einige Dinge schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen, wie auch die anderen Schriften, zu ihrer eigenen Verdammnis“ (2.Petrus 3,15-16).

Es ist nicht so schwer, Paulus‘ Einstellung zum Gesetz, den Zehn Geboten, herauszufinden, wenn man einen offenen Sinn hat. Der Apostel für die Heiden schrieb: „Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir RICHTEN das Gesetz AUF“ (Römer 3,31). Er sagte auch zu den Bekehrten in Rom: „So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut“ (Römer 7,12). Würde Gott etwas abschaffen, was heilig, gerecht und gut ist? Paulus ging sogar noch weiter. Er sagte: „Denn wir wissen, daß das Gesetz (Gottes) GEISTLICH ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft“ (Vers 14). Vers sieben zeigt klar, daß Paulus sich auf die Zehn Gebote bezieht.

Nicht ein einziger Vers im ganzen Neuen Testament gibt auch nur den kleinsten Hinweis, daß irgend eines der Zehn Gebote aufgehoben wäre, weder durch Christus noch durch seine Apostel! Christus sagte, Gehorsam gegenüber den Geboten sei heilsnotwendig (Matthäus 19,16-17). Die Zehn Gebote sind das grundlegende GEISTLICHE GESETZ Gottes (Römer 7,14)! Ohne sie würde die Menschheit hilflos in einer dunklen Welt herumtasten, auf der Suche nach dem richtigen Weg. „Denn das Gebot ist eine Leuchte und die Weisung ein Licht…“ (Sprüche 6,23).

Die Bibel offenbart, daß Gott die Zehn Gebote nicht nur mit eigener Stimme gesprochen (2.Mose 20), sondern auch mit seinem eigenen Finger auf zwei Steintafeln geschrieben hat (2.Mose 31,18; 5.Mose 9,10). Beachten Sie, daß dieses geistliche Gesetz ewig ist. „Die Werke seiner Hände (wie z.B. auch das mit dem Finger Gottes geschriebene Gesetz) sind Wahrheit und Recht; alle seine Ordnungen sind beständig. Sie stehen fest für immer und ewig; sie sind recht und verläßlich“ (Psalm 111,7-8).

Der HERR veranlaßte Mose, die zwei Steintafeln in die goldbeschlagene Bundeslade zu legen (5.Mose 10, 1-5). Hebräer 9,4 offenbart ebenfalls, daß „die (zwei) Tafeln des Bundes“ in die BUNDESLADE gelegt wurden, unter den Gnadenthron, den Thron Gottes auf Erden. Die Tatsache, daß die zwei Tafeln aus beständigem Stein gemacht waren, sollte die Dauerhaftigkeit des geistlichen Gesetzes Gottes symbolisieren, das in den Zehn Geboten zusammengefaßt ist. Gottes zusätzliche Anweisungen an Mose hingegen (die im Gesetz des Mose aufgezeichnet sind – 2.Mose 21-23), wurden in jener Zeit auf vergänglichen Tierhäuten oder Pergament-papier niedergeschrieben, die dann neben die Bundeslade gelegt wurden: „Nehmt das Buch (Schriftrolle) dieses Gesetzes und legt es neben die Lade des Bundes des Herrn, eures Gottes“ (5.Mose 31,26). Das „Buch des Bundes“ war nicht an einem so heiligen Ort wie die zwei Steintafeln mit den Zehn Geboten. Vielmehr wurde es als zugängliches Nachschlagewerk bereitgelegt, damit die Priester es kopieren, lehren, und seine praktischen Urteile an Gottes Volk einschließlich seiner Herrscher weitergeben konnten:

„Und wenn er nun sitzen wird auf dem Thron seines Königreichs, soll er eine Abschrift dieses Gesetzes, wie es den levitischen Priestern vorliegt, in ein Buch schreiben lassen. Das soll bei ihm sein, und er soll darin lesen sein Leben lang, damit er den Herrn, seinen Gott, fürchten lernt, daß er halte alle Worte dieses Gesetzes und diese Rechte und danach tue. Sein Herz soll sich nicht erheben über seine Brüder und soll nicht weichen von dem Gebot weder zur Rechten noch zur Linken, auf daß er verlängere die Tage seiner Herrschaft, er und seine Söhne, in Israel“ (5.Mose 17,18-20).

Christliche Freiheit innerhalb des Gesetzes Gottes

Nach der Auferstehung Jesu Christi offenbarte er seinen Aposteln, daß, obwohl sie Gottes geistliches Gesetz halten sollten, es jetzt für sie nicht mehr notwendig war, das ganze Gesetz zu halten, das zu Zeiten des Neuen Testamentes als „Gesetz des Mose“ bekannt war.

Wahre Christen sind noch immer unter der GERICHTSBARKEIT des GESETZES GOTTES. Wir sind immer noch unter der AUTORITÄT der Zehn Gebote -als dem ewigen GEISTLICHEN GESETZ GOTTES. Jedoch stehen wir nicht mehr unter der Todesstrafe, die wir alle über uns brachten, als wir Gottes geistliches Gesetz übertraten (Römer 3,23; 6,14.23).

Paulus wurde „[d]enen, die ohne Gesetz (gr. anomos) sind,…wie einer ohne Gesetz…- obwohl…doch nicht ohne Gesetz…vor Gott…, sondern…IN DEM GESETZ (gr. ennomos = „innerhalb des Gesetzes“) Christi -…damit (er) auf alle Weise einige rette“ (1.Korinther 9,21-22). Paulus erkannte, daß er immer noch unter der Autorität des Gesetzes war.

Eine Kirche, die Gottes Gebote hält

Gottes wahre Kirche war immer eine Kirche, die die Gebote hielt – und wird es immer sein! Das Buch der Offenbarung gibt uns die Geschichte von Gottes wahrer Kirche, von Jesu Geburt bis zu seinem zweiten Kommen (Offenbarung 12). Direkt vor Christi Rückkehr auf diese Erde, um sein Reich zu errichten, wird Satan einen letzten Angriff an allen Fronten gegen Gottes Kirche durchführen -in dem Versuch, sie ein für allemal zu zerstören. Doch Gott ver-spricht, daß er sich seiner Kirche annehmen wird, die „in die Wüste“ fliehen wird, um von Gott beschützt zu werden (Offenbarung 12, 13-14). Und was geschieht dann? „Und der Drache wurde zornig über die Frau [symbolisch für Gottes Kirche] und ging hin, zu kämpfen gegen die übrigen von ihrem Geschlecht, die GOTTES GEBOTE HALTEN und haben das Zeugnis Jesu“ (Vers 17).

Wahre Christen verstehen, daß sie Gottes Gebote halten müssen. Demzufolge wurden sie fälschlicherweise von vielen beschuldigt, sich ihr Heil durch gute Werke verdienen zu wollen. Nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein. Kein noch so strikter Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen und Geboten kann uns je das Heil verdienen!

Ein liebender, gnädiger Gott gewährt jedem Menschen das Heil aus freien Stücken, wenn dieses Geschenk willentlich angenommen wird! Nur durch Gottes GNADE und seinen Geist können wir gerettet werden (Apostelgeschichte 13,38-39). Durch das freiwillig gegebene Opfer Christi sind unsere vergangenen Sünden vergeben worden (Römer 3,25). Und nur durch den Geist Gottes können wir die Liebe, Freude, den Glauben und die Kraft empfangen, die es uns er-möglichen, heute Gottes vollkommenes geistliches Gesetz zu halten. All das wird durch die Gnade Gottes ermöglicht!

Dennoch haben wir mit Sicherheit unseren Teil dazu beizutragen. Gott verlangt, daß wir unsere Sünden bereuen. Er wird sie nicht für uns bereuen. Gott sagt auch, wir müssen Jesus Christus als unseren Heiland annehmen, wenn wir gerettet werden wollen. Er wird nicht Christus an unserer Statt annehmen. Weiterhin gebietet er uns, uns taufen zu lassen. Er wird sich nicht für uns taufen lassen. Und der gleiche, liebende Gott gebietet uns auch, seine Zehn Gebote zu halten. Er wird nicht die Gebote für uns halten. Falls wir allerdings dazu bereit sind, wird er sein Gesetz in uns und durch uns halten, da Christus durch seinen Geist in uns lebt.

Doch wie wird Christus sein Leben in uns leben? Wenn wir wirklich unsere Sünden bereuen, dann wird Gott uns seinen heiligen Geist geben, der uns die Kraft gewährt, seine Gebote zu halten. Der Apostel Paulus erklärte das so: „Ich lebe aber, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir (durch seinen Geist). Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben“ (Galater 2,20, Jubiläumsbibel).

Folglich kann sich kein sterblicher Mensch jemals rühmen! Das Heil kommt nicht durch Verdienst oder weil man einen Anspruch darauf hätte. Das Heil ist nichts, was wir durch eigene Anstrengung (durch gute Werke) gewinnen könnten. Das Heil ist Gottes freies Geschenk -das uns durch seine Gnade zuteil wird. Dennoch dürfen wir nie vergessen, daß „Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot“ ist (Jakobus 2,17). Wir dürfen nicht vergessen, daß wir anhand unserer Werke belohnt werden! „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie seine Werke sind“ (Offenbarung 22,12)! „[I]hre Werke folgen ihnen nach“ (Offenbarung 14,13)!

Gott verspricht: „Selig sind, DIE SEINE GEBOTE HALTEN, auf daß sie Macht haben [oder: teilhaben] an dem Holz des (ewigen) Lebens“ (Offenbarung 22,14, Jubiläumsbibel). Der Begründer des Christentums sagte: „Willst du aber zum (ewigen) Leben eingehen, so HALTE DIE GEBOTE“ (Matthäus 19,17).

Die Zehn Gebote reflektieren Gottes vollkommenen Charakter, seine Persönlichkeit, seinen Sinn. Und Gott will, daß wir „vollkommen“ sind oder werden, „wie (unser) Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matthäus 5,48)!

Unter dem Neuen Bund sind wahre Christen verpflichtet, Gottes Zehn Gebote zu befolgen -sein ewiges, geistliches Gesetz.

Paulus‘ Einstellung gegenüber dem „Gesetz des Mose“

In vielen Schriftstellen lehrte Paulus also eindeutig Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes. Allerdings lehrte er auch, daß Christen nicht das gesamte „Gesetz des Mose“ oder das „ganze Gesetz“, wie er es in Galater 5,3 nennt, halten mußten. Er bezieht sich hierbei auf alles, was in den ersten fünf Büchern des Alten Testaments geschrieben steht. Paulus‘ Aussage ist in völliger Übereinstimmung mit der Entscheidung der Apostel, die in Apostelgeschichte 15 erwähnt ist. Dieses erste Kirchenkonzil, oft als Jerusalemer Konferenz von Apostelgeschichte 15 bezeichnet, wurde einberufen, um zu diskutieren, ob Beschneidung für Heiden notwendig war, um Zugang zu Gott, und somit Zugang zum Heil, zu haben. Zu Ende des Konzils schrieben die Apostel ihre Schlußfolgerungen in einem Brief nieder:

„Wir, die Apostel und Ältesten und Brüder wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden, die zu Antiochien und Syrien und Zilizien sind. Dieweil wir gehört haben, daß etliche von den Unseren sind ausge-gangen und haben euch mit Lehren irregemacht und eure Seelen zerrüttet und sagen, ihr sollt euch beschneiden lassen und DAS GESETZ halten – welchen wir nichts befohlen haben… Denn es gefällt dem heiligen Geiste und uns, euch keine Beschwerung mehr aufzulegen als nur diese nötigen Stücke: daß ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Hurerei; so ihr euch vor diesen bewahret, tut ihr recht. Gehabt euch wohl!“ (Apostelgeschichte 15,23-24. 28-29 -Jubiläumsbibel).

Das Jerusalemer Konzil hat nicht die Frage diskutiert, ob man das geistliche Gesetz (die Zehn Gebote) halten muß! Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten wurde von allen verstanden und akzeptiert – seien es Juden, Proselyten oder bekehrte Heiden! Die frühen Christen verstanden klar, daß die Gläubigen Gehorsam, und NICHT Rebellion praktizieren sollten. Es ging vielmehr um die Frage, welche Teile des Gesetzes für die Heiden galten. Es gab keinen Grund, wert-volle Zeit damit zu verlieren, um über Gehorsam gegenüber dem „Moralgesetz“, dem Dekalog, zu diskutieren, denn es war für alle Anwesenden selbstverständlich, an das geistliche Gesetz Gottes zu glauben und sich daran zu halten!

„Das Gesetz“, das in Apostelgeschichte 15,24 erwähnt ist, wird zuvor in Vers 5 erwähnt. „Da traten einige von der Partei der Pharisäer auf, die gläubig geworden waren, und sprachen: Man muß sie (die bekehrten Heiden -Vers 3) beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz des Mose zu halten.“

Paulus schrieb auch an die Heiligen in Galatien: „Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz (des Mose) zu tun schuldig ist. Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden (Vergebung erlangen) wollt, und seid aus der Gnade gefallen“ (Galater 5,3-4). Paulus fuhr dann fort zu sagen: „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“ (Vers 6). Er sagte auch den Heiligen in Korinth: „Beschnitten sein ist nichts, und unbeschnitten sein ist nichts, sondern: Gottes Gebote halten“ (1.Korinther 7,19)!

Was meinte Paulus, als er vom „ganzen Gesetz“ (Galater 5,3) sprach? Er bezog sich dabei auf das ganze Gesetz des Mose, was die Zehn Gebote, Gottes Satzun-gen und Rechte -aber auch Tier-, Speiseund Trankopfer, sowie Körperwaschungen, Rituale und zahlreiche physische Satzungen miteinschloß. Diese Opfer, Waschungen und Rituale waren von Gott dem Bund, den er mit Israel geschlossen hatte (2.Mose 24), hinzugefügt worden, nachdem die Israeliten sich versündigt hatten, als sie ein goldenes Kalb errichteten (2.Mose 32).

Schriftstellen, wie Apostelgeschichte 15,5 und Hebräer 10,28, zeigen, daß das „Gesetz des Mose“ das gesamte Rechtssystem des alten Israel beinhaltet, d.h. alle Gesetze, Statuten und Satzungen, von denen sich manche auf Tier-, Speiseund Trankopfer, körperliche Waschungen und andere physische Satzungen wie die Beschneidung bezogen.

Paulus lehrte also, daß Christen nicht das ganze Gesetz (d.h. das ganze Gesetz des Mose) halten mußten. Aber dies hob nicht die Gesamtheit des Gesetzes Gottes auf. Wenn z.B. heute ein Gericht einen bestimmten Teil aus dem Gesetzeskodex eines Staates aufhebt, dann verwirft es damit natürlich nicht das gesamte Gesetzbuch!

Wir haben gesehen, daß der Brief der Apostel an die bekehrten Heiden vier Handlungen aufführte, die man vermeiden sollte: 1) Götzenopfer… 2) Blut… 3) Ersticktes… 4) Unzucht. Beachten Sie, daß das Essen von Ersticktem (3.Mose 22,8), das Essen von Blut oder Fett (1.Mose 9,4; 3.Mose 3,17), das Opfern an Götzen (2.Mose 34,15-16; vgl. Psalm 106,28. 37-38) und Unzucht wie Prostitution (3.Mose 19,29; 5.Mose 23,17-18) alle in den fünf Büchern Mose, d.h. im Gesetz des Mose, streng verboten waren.

Diese Verbote wurden besonders erwähnt, weil Anhänger heidnischer Religionen oft Tempelprostituierte benutzten, ihren Götzen unreine Tiere opferten oder Blut aßen oder tranken, und dies hauptsächlich durch das Essen von Fleisch erstickter Tiere, von denen das Blut nicht abgelassen worden war. Beachten Sie, daß diese Verbote Teil der göttlichen Satzungen waren, die klar definierten, wie man nach den Zehn Geboten leben sollte. Gottes Satzungen klären, definieren oder offenbaren, wie man das geistliche Gesetz Gottes auf praktische Alltagssituationen anwendet. Eindeutig sind diese vier spezifischen Verbote und auch zahlreiche andere Gesetze neben den Zehn Geboten noch heute für alle Christen bindend!

Als Paulus kurz vor 70 n.Chr. seinen Brief an die Hebräer schrieb, stand der Tempel noch. Die Priester boten immer noch täglich Tieropfer dar und vollzogen alle Riten, Rituale und Zeremonien, die im Gesetz des Mose Erwähnung finden. Paulus macht klar, daß das Halten mancher alttestamentlicher Satzungen von Christen nicht mehr verlangt wurde. Er erklärt, daß die Vorschriften im Gesetz des Mose, die für Christen nicht mehr bindend sind, „ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit (sind): es werden (Präsens) da GABEN und OPFER dargebracht, die nicht im Gewissen vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet. Dies sind nur äußerliche Satzungen über SPEISE und TRANK und verschiedene WASCHUNGEN, die bis zu der ZEIT EINER BESSEREN ORDNUNG auferlegt sind“ (Hebräer 9,9-10).

Hielt Paulus diese Gaben, Opfer, Waschungen, usw. für Sünde? Keineswegs! Paulus selbst nahm an diesem Tempeldienst teil, als er Jerusalem besuchte (Apostelgeschichte 21,15-26).

Die Opfer und Waschungen wurden Gottes Volk „bis zu der ZEIT EINER BESSEREN ORDNUNG“ auferlegt. Was meinte Paulus mit dem Ausdruck „bis zu der Zeit einer BESSEREN ORDNUNG“ ? Einige übersetzen hier auch: „bis zu der Zeit der Reformation.“ Die meisten Christen sprechen von dem Religionsaufstand des 16. Jahrhunderts (ausgelöst durch Martin Luther) als von der „Reformation“ -er wird manchmal „protestantische Reformation“ genannt. Aber die wirkliche Reformation fand vor fast 2000 Jahren statt, als Jesus Christus sich selbst als Lamm Gottes darbot und dann in den Himmel aufstieg, um als Hohepriester für das Volk Gottes einzutreten, das jetzt Teilhaber des „Neuen Bundes“ ist (Matthäus 26,28; Hebräer 12,24)! Das Blut Jesu Christi wäscht unsere Sünden weg, und sein Leben in uns vervollkommnet unser Gewissen. Das alttestamentliche Opfersystem versprach nie, dieses zu tun.

Das Gesetz des Mose und Christi Apostel

Wir haben gesehen, daß das Kirchenkonzil zu Jerusalem (ca. 50 n.Chr.) den Heidenchristen vier Verbote aus dem Gesetz des Mose spezifisch bekräftigt hat. Aber wie kann man wissen, welche anderen Gesetze, Satzungen und Rechte aus dem Gesetz des Mose heute gehalten werden müssen? Sollten einzelne Christen oder Kirchen für sich entscheiden, was sie halten wollen? Oder sollten sie sich vom Neuen Testament zeigen lassen, welche Vorschriften aus dem Gesetz des Mose auch heute noch bindend sind?

Es gibt buchstäblich Dutzende von Gesetzen, Satzungen und Rechten im Gesetz des Mose, von denen jeder aufrichtige Christ offen zugeben müßte, daß sie in der heutigen Welt immer noch zu halten sind.

Gott gab seine Satzungen als eine praktische Anwendung der geistlichen Prinzipien der Zehn Gebote. Beachten wir, welche geistlichen Prinzipien aus den Zehn Geboten in den folgenden Beispielen Anwendung finden: 1) Würde irgendein Christ sagen, daß „Hexerei“ oder Zauberei jetzt erlaubt sind, während sie im Gesetz des Mose streng verboten waren (3.Mose 19, 31; 5.Mose 18)? 2) Wie verhält es sich mit Gottes Gesetz, das Entführung verbietet (2.Mose 21,16)? 3) Sollten Christen das Gesetz des Mose halten, das die Ehrung alter Leute verlangt (3.Mose 19, 32)? 4) Sind die mosaischen Gesetze, die Sodomie verbieten (2.Mose 22,18; 3.Mose 18,23), für Christen noch bindend? 5) Ist homosexuelle Betätigung für Christen erlaubt (3.Mose 18,22; 1.Korinther 6,9)? Müssen die Gesetze, die die Unterdrükkung oder Bedrängung von Witwen und Waisen untersagen (2.Mose 22,22-24), von Christen noch gehalten werden? 7) Ist es Christen erlaubt, Gott zu lästern oder einen Herrscher ihres Volkes zu verfluchen (Vers 27)? 8) Muß das Gesetz gegen üble Nachrede oder Verleumdung (3.Mose 19,16) noch von allen wahren Christen eingehalten werden? 9) Können Christen Gottes Vorschrift ignorieren, die besagt, daß ein Arbeitgeber seinen Angestellten nicht berauben darf (3.Mose 19,13)? 10) Würden Christen leugnen, daß man bemüht sein muß, mit gerechten und gleichen Gewichten und Maßen umzugehen (3.Mose 19,35-36)?

Dies sind nur ein paar Beispiele des ethischen Standards, den Gottes Volk befolgen muß. Es gibt noch viel mehr Gesetze, Satzungen und Rechte im Gesetz des Mose, die weiterhin gültig sind.

Um also festzustellen, was heute noch bindend ist, muß man sorgfältig das gesamte Neue Testament studieren, um zu sehen, was Christus und seine Apostel glaubten und praktizierten! Zum Beispiel hielten Jesus und seine Apostel Gottes Sabbat (Luke 4,16; Apostelgeschichte 13,14-15; 17,1-4; 18,4). Sie befolgten auch die jährlichen Festtage Gottes (3.Mose 23; Johannes 7; Apostolgeschickte 2; 12, 1.4). Dies schließt Paulus, den Apostel für die Heiden, mit ein (Apostelgeschichte 20,6.16; 1.Korinther 5,6-8; 16,8).

Und beinahe zehn Jahre nach dem ersten Pfingstfest (ca. 41 n.Chr.) sagte Petrus: „Ich habe noch nie etwas Verbotenes oder Unreines gegessen“ (Apg. 10,14). 3.Mose 11 und 5.Mose 14 untersagen streng zu essen, was Gottes Wort „unreine Speisen“ nennt -Fleischsorten, deren Genuß Gott seinem Volk verboten hat. Petrus glaubte nicht, daß diese Gesetze, die „unreines“ Fleisch verbieten, abgeschafft worden waren, als er seine Vision erhielt, das Evangelium zum Hause von Kornelius zu bringen (Apostelgeschichte 10,1.35). Es gibt im Neuen Testament absolut keine Stelle, die diese sogenannten diätetischen Gesetze abschafft! Vielmehr werden diese Speisegesetze in Gottes Augen immer noch gültig sein, wenn er Jesus Christus sendet, um die ganze Erde zu regieren (Jesaja 66,15-17.23-24)!

Man kann das Neue Testament ohne das Alte Testament nicht richtig verstehen. Die Umkehrung dieser Behauptung ist auch richtig. Die Christen des ersten Jahrhunderts hatten keine neutestamentlichen Schriften, nach denen sie sich richten konnten. Die Apostel predigten Christus und das Evangelium direkt aus dem Alten Testament. Doch sie glaubten und gebrauchten natürlich auch die Worte und Beispiele Christi als ihren unfehlbaren Leitfaden in allen Fragen von Lehre und Praxis.

Das Neue Testament erklärt, verstärkt und interpretiert die alttestamentlichen Schriftstellen. Wir können nur wissen, welche alttestamentlichen Gesetze, Statuten, Satzungen und Rechte für Christen noch bindend sind, wenn wir sorgfältig die Worte und Taten Christi und der Apostel studieren, wie sie in neutestamentlichen Schriftstellen niedergelegt sind.

Nur durch ein sorgfältiges Studium der neutestamentlichen Schriftstellen können wir wissen, welche Gesetze, Satzungen und Rechte aus dem mosaischen System heute noch zu beachten sind! Viele glauben, wir brauchten nur diejenigen Gesetze des Alten Testamentes zu halten, die im Neuen Testament wiederholt sind. Doch genau das Gegenteil ist richtig! In Wirklichkeit müssen wir ALLE Gesetze, die im Alten Testament offenbart sind, halten, es sei denn, sie sind spezifisch oder durch ein geistliches Prinzip im Neuen Testament abgeschafft. Dies gilt für jedes einzelne der heiligen Zehn Gebote Gottes, sowie für alle Satzungen und Rechte.

Gottes Wort offenbart, daß letztendlich alle Nationen lernen werden, im Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten und den Satzungen, die die Zehn Gebote noch deutlicher erklären, zu leben, und zwar dann, wenn das Gesetz des HERRN aller Welt gelehrt wird (Jesaja 2,3). Wenn die Menschen lernen, Gottes geistlichem Gesetz zu gehorchen, dann werden sie mit Freude „ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Vers 4)! Dann, und nur dann, werden alle Nationen Gesundheit, Glück, Wohlstand und Weltfrieden erleben!

Edward Gibbon, Autor des Buches „Abstieg und Fall des Römischen Reiches“, macht den folgenden aufschlußreichen Kommentar über die Haltung der Apostel und Jünger Christi zum „Gesetz des Mose“: „Die knappen und argwöhnischen Materialien der Kirchengeschichte helfen uns selten, die dunklen Wolken zu vertreiben, die über dem ersten Zeitalter der Kirche (dem Apostolischen Zeitalter) hängen“ (Bd.1, Kap. 15, S. 382). „Unter diesen Umständen offenbarte sich das Christentum der Welt; bewaffnet mit der Stärke des Mosaischen Gesetzes, und befreit vom Gewicht seiner Fesseln (d.i., seiner Tieropfer, Rituale, fleischlicher Satzungen -wie z.B. Waschungen)… Die göttliche Autorität des Mose und der Propheten wurde anerkannt und als das festeste Fundament des Christentums etabliert“ (S.387). Weiterhin sagt Gibbon: „Die ersten fünfzehn Bischöfe von Jerusalem waren alle beschnittene Juden; und die Versammlung, der sie vorstanden, vereinigte das Gesetz des Mose mit der Lehre Christi“ (S.389). „Während die orthodoxe Kirche (die frühe Apostolische Kirche) einen rechten Mittelweg zwischen übertriebener Verehrung und unangebrachter Verachtung für das Gesetz des Mose einhielt, wichen die verschiedenen Irrlehrer in gleichwertige, aber entgegengesetzte Extreme von Irrtum und Extravaganz ab“ (S.392). Diese Aussagen machen deutlich, daß Christi Apostel und Jünger alle eine hohe Achtung vor dem Gesetz des Mose hatten; aber, wie der Apostel Paulus offenbarte, glaubten und lehrten sie, daß, obwohl vieles aus dem Gesetz des Mose noch bindend war, Christen nicht verpflichtet waren, das „ganze Gesetz“ (Galater 5,3) zu halten. Christen waren nun nicht mehr verpflichtet, die zeremoniellen und ritualistischen Teile und die Opfergesetze zu halten!